Vom Rezept zur Infusion – wie patientenindividuelle Krebsmedikamente entstehen

In der modernen Krebstherapie ist kaum eine Behandlung „von der Stange“. Viele Medikamente werden individuell für einzelne Patient:innen hergestellt. Doch wie entsteht eigentlich eine patientenfertige Infusion – und warum ist dieser Prozess so entscheidend für Wirksamkeit und Sicherheit?

Warum Krebsmedikamente individuell hergestellt werden

Krebserkrankungen sind so unterschiedlich wie die Menschen, die sie betreffen. Faktoren wie Körpergewicht, Körperoberfläche, Organfunktion, Therapieschema und Behandlungsziel beeinflussen, welche Dosis eines Medikaments notwendig ist.

Deshalb werden viele onkologische Arzneimittel nicht industriell vorproduziert, sondern patientenindividuell hergestellt – exakt abgestimmt auf die ärztliche Verordnung.

Schritt für Schritt: So entsteht eine patientenfertige Infusion

1. Ärztliche Verordnung

Am Anfang steht die ärztliche Therapieentscheidung. Sie enthält unter anderem:

Wirkstoff und Therapieschema
individuelle Dosierung
Applikationsform und Zeitpunkt

Diese Angaben bilden die Grundlage für die weitere pharmazeutische Verarbeitung.

2. Pharmazeutische Prüfung

Bevor ein Medikament hergestellt wird, prüfen Apotheker:innen die Verordnung sorgfältig. Dabei werden unter anderem kontrolliert:

Plausibilität der Dosierung
Übereinstimmung mit Leitlinien
mögliche Wechselwirkungen
patientenspezifische Besonderheiten

Erst wenn alle Kriterien erfüllt sind, beginnt die Herstellung.

3. Herstellung im Reinraum

Die Zubereitung erfolgt unter streng kontrollierten Bedingungen in speziellen Reinräumen.Hier wird der Wirkstoff exakt abgemessen, aufgelöst und in die vorgesehene Infusionslösung überführt. Jede Zubereitung ist ein Einzelstück, das ausschließlich für eine bestimmte Patientin oder einen bestimmten Patienten bestimmt ist.

4. Mehrstufige Kontrollen

Während und nach der Herstellung finden mehrere Prüfungen statt, zum Beispiel:

visuelle Kontrolle
Dokumentationsprüfung
Freigabe durch pharmazeutisches Fachpersonal

Diese Schritte stellen sicher, dass das Arzneimittel korrekt, steril und einsatzbereit ist.

5. Termingerechte Bereitstellung

Nach der Freigabe wird die patientenindividuelle Infusion zum vereinbarten Zeitpunkt bereitgestellt und an die behandelnde Einrichtung geliefert – exakt abgestimmt auf den Therapieplan.

Transparenz schafft Vertrauen

Für Patient:innen bleibt dieser Prozess oft im Hintergrund. Dennoch ist er ein entscheidender Faktor dafür, dass eine Therapie sicher, kontrolliert und individuell durchgeführt werden kann.Die enge Zusammenarbeit zwischen Ärzt:innen, Apotheker:innen und Pflegepersonal sorgt dafür, dass jede Infusion genau das enthält, was für die jeweilige Behandlung erforderlich ist – nicht mehr und nicht weniger.

Personalisierte Krebstherapie verstehen

Erfahren Sie mehr darüber, wie pharmazeutische Expertise und individuelle Arzneimittelherstellung zu einer sicheren und wirksamen Krebstherapie beitragen.

Ansprechpartnerin

Sybille Huth
Leitung Onkologische Qualitätssicherung | Apothekerin | Onkologische Pharmazeutin DGOP
Sybille Huth ist verantwortlich für die onkologische Qualitätssicherung und verbindet dabei langjährige pharmazeutische Expertise mit hoher klinischer Präzision. Als approbierte Apothekerin und Onkologische Pharmazeutin DGOP sorgt sie für sichere, leitliniengerechte Therapien und moderne Prozessstandards. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Optimierung patientenorientierter Abläufe und der kontinuierlichen Weiterentwicklung pharmazeutischer Qualität in der Onkologie.
+49 40 523 889-125
onkologie@aps-hh.de

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